Die Geschichte des beruflichen Schulwesens in Waldkirch begann am 20. April 1858 mit der Eröffnung der Gewerbeschule, einer Teilzeitschule für männliche Lehrlinge aus den Handwerksberufen. Schulträger war die Gemeinde, sie musste für die Finanzierung der Schule einschließlich des Lehrergehalts aufkommen, wobei der Staat, das Großherzogtum Baden, mit einem Zuschuss Unterstützung leistete.
Die Schule bestand zu Beginn aus einem Lehrer und etwa 75 Teilzeitschülern. Eine Gewerbeschulpflicht gab es faktisch nicht, so dass die Schülerzahlen vom Eröffnungsjahr bis zum Ende des 19. Jahrhunderts stagnierten, zeitweise sogar massiv sanken. Erst die Einführung eines Schulzwangs für alle männlichen Gewerbe- und Handelslehrlinge durch die Stadt im Jahr 1900 ließ die Schülerzahlen ansteigen. Die Gewerbeschule, die bis dahin räumlich in anderen Schulen untergebracht war, bekam nun ein eigenes Schulgebäude an der Ecke Damen- und Friedhofstraße sowie eine zweite Lehrerstelle. 1908 wurden auch die weiblichen Lehrlinge von Waldkircher Betrieben in die Gewerbeschulpflicht mit einbezogen. Für die damals zehn Handelslehrlinge an der Gewerbeschule wurde 1910 eine separate Handelsabteilung eingerichtet.
Der Erste Weltkrieg und die unmittelbare Nachkriegszeit brachten gravierende Einschnitte in die Unterrichtssituation der Waldkircher Gewerbe- und Handelsschule. 1915/16 fiel der Unterricht für ein ganzes Jahr aus, da alle Lehrer zum Militär eingezogen waren. Die Handelsabteilung, welche die ganzen vier Kriegsjahre über geschlossen war, wurde 1922 auf staatlichen Druck hin als eigenständige Handelsschule etabliert. Einziger Lehrer und Schulvorstand wurde der aus Elzach stammende Handelslehrer Oskar Wahl. Er übte dieses Amt bis zu seinem Tod im Jahr 1952 aus.
Die Zwischenkriegszeit war für beide Schulen geprägt vom Kampf um angemessene Räumlichkeiten sowie um den Ausbau bzw. den Erhalt von Lehrerstellen. Die Gewerbeschule an der Damenstraße war schon vor dem Krieg zu klein geworden. Lange diskutierte Neubaupläne fielen den Weltkriegen und der Weltwirtschaftskrise zum Opfer, sie scheiterten nicht zuletzt aber auch am politischen Willen der Stadtgemeinde. Zur Zeit der Weltwirtschaftskrise musste sich die Gewerbeschule zudem gegen die Einsparung zweier (von vier) Lehrerstellen wehren. Die Handelsschule wiederum sah sich bemüßigt, eine geplante Wiederzusammenlegung mit der Gewerbeschule zu verhindern.
Etwa ab Mitte der zwanziger Jahre kam es zu Spannungen zwischen der Gewerbeschule und der lokalen selbständigen Handwerkerschaft. Streitanlass waren Unterrichtsversäumnisse von Lehrlingen zugunsten des Arbeitseinsatzes im Betrieb. Im Grunde ging es aber um höchst unterschiedliche Vorstellungen über die Lehrinhalte der Gewerbeschule, vor allem um die Frage der Gewichtung von Allgemeinwissen und beruflichem Spezialwissen. Nach dem plötzlichen Tod des Direktors Pius Sickinger Ende 1932 wehrten sich die Waldkircher Handwerker zunächst erfolglos gegen die Bestellung seines langjährigen Kollegen Wilhelm Hess zum Schulvorstand. Hess wurde jedoch nach fortdauernder Kritik aus der Handwerkerschaft und unter massiver Einflussnahme der NSDAP-Kreisleitung 1935 zwangsweise in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Die Schule wurde von nun an von linientreuen Nationalsozialisten geleitet und war damit endgültig gleichgeschaltet. Die Handelsschule hingegen konnte in Person von Oskar Wahl über die Zeit der NS-Herrschaft hinweg eine relative Kontinuität bewahren.
Die Einführung der bis heute gültigen dreijährigen Berufsschulpflicht im Herbst 1938 und der Übergang der Schulträgerschaft auf die neu gebildeten Landkreise ein halbes Jahr später bedeuteten einen wesentlichen strukturellen Einschnitt in die Geschichte der Gewerbe- und der Handelsschule Waldkirch. Nicht nur der Einfluss der Stadtverwaltung, sondern auch der Druck der lokalen Handwerkerschaft auf die Geschicke der Gewerbeschule dürfte durch diese Neuerungen stark abgenommen haben.
Im letzten Jahr vor Kriegsende fand an beiden Schulen kein Unterricht mehr statt. Der Neubeginn war schwierig, zum einen wegen Lehrermangels, zum anderen aufgrund der katastrophalen räumlichen Situation. Das Gewerbeschulgebäude wurde bis 1949 von der französischen Besatzungsmacht genutzt, war also nicht verfügbar. Der Raumnot aller beruflichen Schulen in Waldkirch setzte der Landkreis Emmendingen, seit 1939 Schulträger, erst 1959 mit einem zentralen Schulgebäude an der Elz ein Ende. Dort fanden nicht nur Gewerbe- und Handelsschule, sondern auch die Waldkircher Hauswirtschafts- und die Landwirtschaftsschule ein bequemes Domizil.
Die ersten zwei Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg waren in erster Linie vom Wiederaufbau und von der Konsolidierung der Gewerbe- und der Handelsschule als berufliche Teilzeitschulen geprägt. Eine erste strukturelle Änderung fand 1960 mit der Einführung einer zweijährigen Handelsschule als erster beruflicher Vollzeitschulart in Waldkirch statt. Im Zuge der Umstrukturierung des Volksschulwesens wurde diese Schulart 1967 durch die landesweit neue zweijährige Wirtschaftsschule, die zur mittleren Reife führt, ersetzt.
Ein radikaler Umbruch erfolgte 1972. Markstein des Umbruchs war der Schulentwicklungsplan II mit der Einführung berufsspezifischer Fachklassen in der beruflichen Teilzeitschule zum Schuljahr 1972/73. Für die kleinen Waldkircher Berufsschulen bedeutete dies eine existenzielle Bedrohung. Während der Handelsschule die beruflichen Teilzeitklassen weitgehend erhalten blieben, gelang im gewerblichen Bereich eine Fachklassenbildung nicht mehr. Für den Erhalt des gewerblichen Bereichs sorgte jedoch die Einrichtung der Einjährigen Berufsfachschule Metalltechnik. Als weitere Maßnahme zur Existenzsicherung wurden zum 1. Januar 1973 die Gewerbe- und die Handelsschule nach fünfzig Jahren der Trennung zum später so genannten „Beruflichen Schulzentrum Waldkirch“ (BSZ) fusioniert.
Die Sicherung des beruflichen Schulstandorts Waldkirch schrieben sich denn auch die Schulleiter Karl Maier (1975-1992) und Helmut Kleinböck (1992-2016) auf die Fahnen. Mit der Einführung der neuen Vollzeitschularten Kaufmännisches Berufskolleg I und II in den siebziger Jahren erfuhr die Schule eine wesentliche Vertiefung des Bildungsangebots zunächst im kaufmännischen Bereich. Neben dem Ausbau der vorhandenen konnten zwei Jahrzehnte später weitere moderne Schularten herangezogen werden, die auch den technischen Bereich stärkten. Dies waren 1999 das Berufskolleg Technik und Medien, 2000 das Berufskolleg Technische Kommunikation sowie das Zweijährige Berufskolleg Wirtschaftsinformatik. Das erweiterte Bildungsangebot führte zu einem gewaltigen Anstieg der Schüleranzahl und zur endgültigen Sicherung des beruflichen Schulstandorts Waldkirch. Es folgten in den kommenden Jahren die Einführung der Wirtschaftoberschule (2009), des Wirtschaftsgymnasiums (2011), des Sozialwissenschaftlichen Gymnasiums (2012) sowie der VABO (2016). Den vorläufigen Abschluss dieser Entwicklung bildet die Einführung der AVDual-Klasse 2020. Seither können am BSZ Waldkirch vom Hauptschulabschluss bis zum Abitur sämtliche Schulabschlüsse erworben werden.