„Sprache ist Befreiung, Vision und Hoffnung.“


Der in Hausach im Schwarzwald lebende Lyriker und Essayist José F.A. Oliver leitet zum wiederholten Mal eine mehrtägige Schreibwerkstatt in der Kursstufe des beruflichen Gymnasiums des Beruflichen Schulzentrums in Waldkirch.

Die Aufsatzform „Essay“ verlangt Vieles von ihren Verfasserinnen und Verfassern – gilt sie als anspruchsvoll und schwierig, auch für die, die das „Endprodukt“ korrigieren und letztendlich bewerten sollen.

So sind bei der Produktion eines Essays nicht nur die Schülerinnen und Schüler, sondern auch die Lehrerinnen und Lehrer gefordert: wie kann ich meine Schülerinnen und Schüler ermuntern, ihren eigenen Schreibstil zu finden, sie sowohl kritisch als auch konstruktiv auf diesem Weg zu begleiten?

Fordert der Essay in besonderem Maße zum einen, von seinen Verfasserinnen und Verfassern, den eigenen Schreibstil, das eigene Ich soll und muss erkennbar sein, zum anderen setzt er das Bewusstsein voraus, dass diese Aufsatzform immer Fragment ist und nicht den Anspruch hat, alles sagen zu müssen. So erfahren die Verfasserinnen und Verfasser jeweils im Schreibprozess sprachlich auch sich selbst. Mischen sie sich ein, beobachten, stellen in Frage, umkreisen dabei stetig eine Thematik, ohne statisch zu sein. Die Schwierigkeit dabei: „Ich weiß, was ich will, aber wie sag‘ ichs?!“ Die Gedanken sind also da, aber wie können sie angeordnet werden? – An dieser Stelle greift die Schreibwerkstatt:

Es ist Zeit und Raum vorhanden, über das Geschriebene, über Schwierigkeiten und Nichtschwierigkeiten zu sprechen. Sich mit den „Schreibver:suchen“ der Schülerinnen und Schüler auseinanderzusetzen. Sie auf der Suche nach dem eigenen Schreibstil zu begleiten und zu unterstützen.

Schreiben beginne beim Schreiben, so José F.A. Oliver, dazu gehöre Mut, das zu sagen, was ich sagen möchte.

So startete die Schreibwerkstatt, aus aktuellem Anlass, mit dem Versuch einer ersten sprachlichen Annäherung an das Thema „Krieg und Frieden“ angesichts der kriegerischen Wirklichkeit im Nahen Osten.

Die Schülerinnen und Schüler tauschten sich mit José F.A. Oliver darüber aus, über welche Themen sie anlässlich dieses Krieges im Nahen Osten schreiben könnten.

So kamen ethisch-moralische Themenfelder wie die Bedeutsamkeit des menschlichen Lebens, religiöse Aspekte wie Glaube und Religion als auch wirtschaftliche Bereiche wie die Finanzierung eines Krieges, aber auch persönliche Punkte zum Tragen. So äußerte eine Schülerin der Kursstufe des Sozialwissenschaftlichen Gymnasiums, sie traue sich aufgrund ihrer Unwissenheit in diesem Bereich gar nicht zu, überhaupt etwas schreiben zu können.

Auch hier unterstütze José F.A. Oliver konstruktiv die Schülerin, indem er diskutierte, dass auch die Auseinandersetzung mit vermeintlichem Nichtwissen gerade im Bereich des essayistischen Schreibens bedeutsam sei.

Sprache sei die großartige Möglichkeit, „s:ich“ mitteilen zu können, so Oliver. So könne sie, je nachdem, wie sowohl die eigene Sprache als auch die Sprache im Allgemeinen wahrgenommen und empfunden werde, auch literarisch gestalten. Dann, so Oliver, sei Sprache Befreiung, Vision, Hoffnung.

Zu den verschiedenen Themen wurden Texte verfasst, die von den Schülerinnen und Schülern vorgelesen und insofern konstruktiv begleitet wurden, als dass jede und jeder eine persönliche Rückmeldung sowohl von der Klasse als auch von Herrn José F.A. Oliver selbst erhielt. Auch hierbei setzten sich die Schülerinnen und Schüler mit adäquaten Formulierungen als Rückmeldungen zu anderen Texten auseinander.

Anhand der Dankesrede Salman Rushdies, Friedenspreisträger des Jahres 2023, konnten weitere Punkte bezüglich des Themenfeldes Krieg und Frieden erarbeitet werden.

Seinen eigenen Schreibstil zu entwickeln, diesen zu verfolgen und sich darin in seiner Person spiegeln zu können ist ein wesentliches Element des eigenen Schreibprozesses.

Es stellte sich weiterhin die Frage, wie viel Konkretes ein Text brauche, dass das Ich keine Möglichkeit habe, sich hinter Sätzen – oder einem „man“ - zu verstecken. „Man“ kann nie konkret sein – „ich“ dagegen schon. Dieses „ich“ führt zu Sätzen, die in ihrer Stärke akzeptiert werden, zu Wörtern, die ich wegstreichen kann, weil sie m:ich in meiner Glaubwürdigkeit, das Alltägliche auszudrücken, einschränken.

Indem José F.A. Oliver den Schülerinnen und Schülern eine Lernumgebung schaffte, in der sich mit der eigenen Sprache auseinandergesetzt wurde, konnte ein hohes Maß an Kompetenzerleben im kreativen Schreiben ermöglicht werden.

Nach drei schreibintensiven Tagen endete die Schreibwerkstatt.

Was bleibt, ist das Wissen, dass jede und jeder essayistische Texte verfassen kann und darüber hinaus die Bestätigung, dass ich mich als Verfasser in meinem So Sein essayistisch ausdrücken kann, wenn ich den Mut dafür aufbringe.

Die von den Schülerinnen und Schülern verfassten Texte werden demnächst im Schulgebäude des BSZ ausgestellt sein.

Von E. Schwörer

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