Ein langer Weg zum Abitur

Wenn Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund am Ende ihres Deutschkurses die mündliche Prüfung ablegen, so erzählen sie häufig von ihren Hobbys. Mohamad Eisso jedoch erzählte seinen Lehrern, wie es damals war, als der Bürgerkrieg in Syrien ausbrach. Seiner Familie gelang die Flucht in die Türkei, wo sie in einem Flüchtlingslager lebten – und einfach nur froh darüber waren, überhaupt am Leben und zusammen zu sein. Die Familie beschloss, in jedem Fall zusammenbleiben zu wollen. Deshalb entschieden sie gemeinsam, dass alle arbeiten würden, bis sie das Geld für die Flugtickets nach Deutschland für die ganze Familie gespart hatten. Für Mohamad bedeutete dies, auf eine Fortsetzung seiner schulischen Ausbildung zu verzichten – eine harte Entscheidung für den wissbegierigen Jungen. Doch irgendwann hatten sie es geschafft, das Geld war zusammen und sie konnten wirklich zusammen nach Deutschland fliegen. Dort kam Mohamad am BSZ Waldkirch in das Berufsvorbereitungsjahr für Schülerinnen und Schüler ohne deutsche Sprachkenntnisse. Den Lehrkräften fiel er von Anfang an auf mit seiner besonnenen Zurückhaltung, mit seiner Bescheidenheit, seiner Offenheit, seinem Fleiß und dem Wunsch, Lernen zu wollen. „In der Nacht sind alle Katzen grau – Herr Müller, was heißt das?“ in dieser Art waren seine Fragen und die Antwort schrieb er gewissenhaft in ein Heft, das er stets bei sich trug. Nach nur einem Schuljahr schaffte Mohamad nicht nur die Sprachprüfung auf dem Niveau A2, sondern auch die B1-Prüfung. Sein Weg führte ihn dann nach Emmendingen, wo er den Hauptschulabschluss absolvierte und dann an die Werkrealschule nach Denzlingen, wo er die Mittlere Reife ablegte. Dann jedoch kam er zurück an das BSZ Waldkirch an das Sozialwissenschaftliche Gymnasium. Und nun hat Mohamad Eisso das Abitur bestanden – was für eine Leistung nach so einem harten Weg. Doch nicht nur deshalb kann Mohamad für viele Schülerinnen und Schüler ein Vorbild sein. Er kann es auch, weil mit ihm deutlich wird, dass Integration funktionieren kann. Sein Ziel ist es nun, Archäologie zu studieren, erst zum Sommersemester im nächsten Jahr. Denn bis dahin wird er arbeiten und das Geld verdienen, das er für das Studium braucht.

Von B. Paul